Provence – Côte d’Azur – Wanderurlaub

Reiseerzählung Wander- und Erholungsurlaub Provence vom 01.07. – 17. 07.09

Was man erleben kann, wenn man bewusst nur den groben Rahmen einer Reise plant, möchte ich hier loswerden. Die Tage vom 01.07. – 17. 07.09 waren wohl die für mich ereignisreichsten in meinem bisherigen Urlauberleben. Ich hatte mir extra für diese Reise Hanwag-Wander-Schuhe, Kategorie A/B, für 160 € gekauft. Ich kann im Nachhinein sagen, dass es sich gelohnt hat, etwas mehr auszugeben, als zu Beginn veranschlagt. Denn nach dem Einlaufen, das waren bei mir 25 km, passten diese wie angegossen. Beim Anprobieren ist dies (noch) nicht zu erwarten, aber ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Das sollte man auch beim Kauf haben. Weiter waren die vielerorts bekannten „Falke-17-Euro-Cooling-Effekt-Socken“ mit von der Partie, die ich tatsächlich bei so mancher Hitze als kühlend empfand und die auch einer möglichen Blasenbildung entgegenstanden. Hirschtalk als Einreibung für die Füsse durfte nicht fehlen und ein „Transpirations-T-Shirt“ für 40 € von Patagonia erwies mir auch gute Dienste. Ein Poncho, den ich außer zum Schlafen nie brauchte (dazu später mehr) und natürlich der obligatorische Schlafsack, wenn man im Freien zu übernachten gedenkt, waren mein Inventar. Bei dem warmen Wetter reichte ein Unterziehrolli, da wir ja so wenig Masse wie möglich mitschleppen wollten. Was das Essen betrifft waren Gaskocher, Feuerzeug (!), Trockenfrüchte, Haltbares wie Nudeln, Reis usw. essentiell. Ganz wichtig sind auch Gewürze, deren Unverzichtbarkeit ich in der freien Natur erst würdigen lernte (danke Tommy). Am wichtigsten ist Wasser. Dafür hatte Tommy einen 5-Liter-Wassersack bei sich. Ich kam mit meinen Flaschen auf 3 Liter Volumen. Handys, Uhren und andere unwichtige Geräte ließen wir daheim bzw. aus.

Mi, Do, 1./2. Juli

Die Fahrt mit Eurolines von Frankfurt am Main aus bot leider zumeist schlechten Service: Kaum Pausen, ein rauchender Busfahrer, ein großer Platzbedarf meines Vordermanns, so dass ich mich schließlich umsetzte. Nach ca. 12 h Fahrt kamen wir dann in Valence früh 9 Uhr an. Bis nach Montelimare fuhren wir dann mit dem Zug und dort angekommen spürten wir recht schnell bei unserem ersten Cafe-Besuch eine das Leben genießende französische Gesellschaft. Nach 2h Kaffeeschlürfen – die Franzosen verstehen unter Kaffee zuerst einen winzigen Espresso, der allerdings fabelhaft schmeckt – brachen wir zu unserem ersten Fußmarsch auf. Bei 30° und Schwüle, einem Gewitterschauer (einer von zweien im ganzen Urlaub), der sich gewaschen hatte (wir fanden in letzter Sekunde etwas zum unterstellen) kamen wir nach etwas 5 Stunden in Viviers, südlich an der Rhone gelegen, an. Unser Vorurteil bestätigte sich schon jetzt. Weder die Schalterbeamte in Valence noch die Besitzer unserer ersten Unterkunft (Gite Department) sprachen irgendein Wort Englisch. Da half unser kleiner Französisch-Sprachführer. Umso gastfreundlicher sind die Franzosen, das ist die positive Erkenntnis (und die wiegt viel mehr). Hier durften wir in deren wunderschönem Garten nicht nur unsere gerade gewaschene Wäsche aufhängen sondern auch unsere Nudeln bei Sonnenuntergang genießen. Gleich weitere Beispiele: Ein andermal versorgte uns eine Frau mit Wasser, Obst und rief sogar die Herberge an, die wir ansteuerten. Zweimal konnten wir innerhalb weniger Minuten trampen, beide Autos waren klitzeklein (bei großem Herz). Zweimal bekamen wir Frühstück umsonst. Einmal wurden wir in der Wohnstube der Besitzer zum Wein trinken eingeladen, was wir auch gern annahmen. Auch eine Fahrt zum 7 km entfernten Supermarkt mit dem Herbergenbesitzer ließen wir uns gefallen.

Fr, 3. Juli

Für 38 Euro zusammen mit Frühstück verließen wir nach ein paar Fotos mit dem älteren sympathischen Herbergen-Paar Viviers, allerdings verliefen wir uns auch und konnten erst nach 3 Stunden behaupten, dass wir aus diesem größeren Dorf wirklich raus waren. Die Jakobsmuschel hatte uns auf eine falsche Fährte geführt. Wir wussten jetzt, dass wir uns nur noch auf das weiß-rote Zeichen des Grand Randonee (hier: GR 42) zu konzentrieren hatten. Mit Zwischenstopp in Montan (ein Brunnen, ein Markt, ein Cafe und ein paar Häuser drumrum) standen wir 21 Uhr vor den Toren von Bourg St. Andeol – völlig fertig. Was war passiert? Nach dem Verlaufen ging zunächst alles glatt. Doch nach Montan machte die Hitze uns am Anstieg von 0 auf 600 m so zu schaffen, dass Tommy nur noch mit einem Tuch über dem Kopf (ich dachte an einen Beduinen) und wir beide mit großer Mühe die Kuppe des Berges erreichten. Dann entschieden wir uns an einer Gabelung aufgrund des Sonnenstandes gezwungenermaßen für das Bachbett, welches nie enden wollte, bis es, eingebettet in eine düstere Umgebung, durch ein Dickicht nicht mehr zu durchlaufen war. Deswegen wanden wir uns nach links und mussten nach langer Überlegung uns entscheiden, ein etwa 5 m tiefes und 10 m breites Dornental zu durchkriechen – unsere schweren Rucksäcke (meiner zu diesem Zeitpunkt 10, Tommys 15 Kilo) hinter uns cm für cm herziehend. Zerschunden, verschwitzt und das Hautjucken ignorierend erfuhren wir nach noch mal 2 Km in der Stadt, dass unsere nächste Übernachtung im Park des Ortes stattfinden musste – die Besitzerin der Herberge war nicht anwesend. Auf den anstrengendsten Tag unseres Trips folgte die „Nacht der Nächte“. Wir nennen sie gern auch die Horror-Nacht. Unsere Tätigkeit bestand aus folgenden sich wiederholenden Aktionen: Mücken (versuchen zu) erschlagen – Schlafsack zum Schutz komplett über das Gesicht ziehen – die Hitze nicht aushalten und wieder aufdecken – Mücken erschlagen – usw. Da halfen keine Schwerter mehr äh Moment ich meine: Da half kein Autan mehr.

Sa, So, Mo, 4.-6. Juli

Endlich – der Morgen kam und nach nicht einmal einer Mütze Schlaf (von Dösen für einige Minuten kann geredet werden) hatten wir eine der schlimmsten Nächte unseres bisherigen Lebens überstanden. Mit Konsequenzen: Während mein Rücken übersät mit böser Akne war (aufgrund dessen schmiss ich kurzerhand meinen alten, kaputten Schlafsack in den Müll, der Meinung, ich werde sowieso keine Nacht mehr draußen schlafen), waren Tommys Blasen an den Füßen nicht nur groß, sondern auch zu viert. So ging es nicht anders. Wir mussten ab diesem Moment mehrere Tage pausieren, was gut tat. Aus Entbehrung wurde also zunächst Erholung. Statt 280 km wandern kamen wir dadurch im Ganzen auf etwa 180. So gelangten wir nach St. Martin d’Ardeche und trafen die wundervolle Michelle und ihren Mann Edward, nicht nur die Besitzer einer Chambre d’Hotel, sondern auch Ex-Vorsteher einer größeren Gegend um die Ardeche herum (so etwas wie ein Bürgermeister vermuteten wir). Wir regenerierten uns in der warmen Ardeche und übten kleinere Felssprünge. Tommy besorgte sich neue Socken (von mir), seine Blasen wurden kleiner und mit meiner Akne wurde es jeden Tag deutlich besser.

Mo, 6. Juli

Nun ging es mit dem Bus für 8 Euro nach Villeneuve les Avignon. Tatsächlich fanden wir ein preiswertes und schönes YMCA-Hostel mit hauseigenem Pool, was zu unserer Verwunderung noch preiswerter war als das zuerst angelaufene, nämlich 21,25 Euro pro Person und Nacht mit Frühstück. Hier sprach zu unserer Freude die Verwalterin fließend deutsch. Schon abends besuchten wir über die große Brücke bei Sonnenuntergang die phantastische Papst-Residenz-Stadt Avignon. Ein Flair wie im Bilderbuch – mit Aix en Provence die schönste Stadt die ich bisher kennenlernte. Keine Betrunkenen, schon gar keine Penner, die Straßen und Plätze sehr sauber, wie ich es von Mittelmeerstädten nicht gewohnt war. Cafe an Cafe. Eines schöner als das Andere. Lebensgefühl. Maßvoller Genuss. Hier regiert die Kunst, besonders die des Theaters, sichtbar durch die vielen von Studenten mühevoll gestalteten Plakate, welche für ihre, eine der unzähligen Aufführungen werben.

Di, 7. Juli

An diesem Tag trennten sich unsere Wege und ich zog es vor, die Landschaft um Villeneuve zu erkunden. Neben den ständigen Zikadengeräuschen waren um diese beiden Städte auch viele Verkehrsgeräusche (eine riesige, neue, hochmoderne TGV Brücke inklusive rasendem Zug sah ich; den Franzosen scheinen ihre Züge heilig zu sein) zu hören. Doch die letzten beiden Stunden dieser 5-stündigen Tour ging es bei 32/33° und ein paar Wolken durch eine einer Prärie- und Savannenlandschaft ähnliche Gegend, wirklich nach meinem Geschmack (ich musste an Karl Mays „Wilden Westen“ denken). Deren Weg (oder besser Pfad) endete plötzlich vor einem Felsvorsprung. Ich musste umkehren und verlief mich noch zwei Mal, weil auch diese Pfade einfach in der Pampa endeten. Dann fand ich den Weg, um dann auf einer lauten Landstraße in die Stadt zurückzukehren. Die Füsse schmerzten aufgrund der Sandalen, die ich diesmal den festen Schuhen vorgezogen hatte und die dadurch entstandene Entzündung am Achilles mich den restlichen Urlaub lang plagen sollte.

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Mi, 8. Juli

Nun ging es für 14 € mit dem Zug nach Aix en Provence, 50 km in süd-östlicher Richtung gelegen. Abgesehen von den vielen wunderschönen Cafes, den gelb-bräunlich durch die Sonne leuchtenden Häuserzeilen, den tollen Menschen, dem super Wetter – einfach einer traumhaften Stadt – gab es auch ein wahres Abenteuer für uns, was man im Leben eher nur einmal erlebt. Es sollte in unserem einfachen Hotel, wo wir eine Nacht verbrachten, passieren. Die Rezeption war schon längst schlafen gegangen, wir hatten um 1 Uhr nachts auch noch nicht lang die Augen zu, da erscholl auf dem Gang ein lautes Geschrei was in Gebrüll ausartete, jedenfalls so, dass es in Mark und Bein ging. Dazu kamen noch kräftige Schläge an die Wände und sogar an die Türen der Hotelgäste. Auch ein kräftiges Spucken nahmen wir wahr. Wir waren uns im Klaren, dass hier weit mehr als nur Alkohol im Spiel gewesen sein musste. Da diese eine wohl einem englischsprachigen Land angehörige Person (wir dachten am Anfang aufgrund der Lautstärke an mehrere) sich auch an unserer Tür zu schaffen machte, riefen wir dann nach kurzer Überlegung die Polizei von unserem Zimmertelefon aus an. Zu unserer großen Verwunderung sprach diese kein Wort englisch. Nach einer Viertelstunde voller Anspannung und mit Hilfe unseres Sprachführers war dann unser Gesprächspartner überzeugt, dass es sich um einen Notfall handelte. Und so kam dann 30 min später 2 Männer in zivil, wir schmissen ihnen den Schlüssel zu und der Störenfried wurde in Handschellen abgeführt – um 3 Uhr endlich Ruhe.

Do, 9. Juli

Der Schock steckte uns noch in den Knochen, als wir uns endlich wieder dem Wandern zuwandten. Mit dem Bus nach Trets gelangt, ging es gleich wieder bergauf und bergab entlang an Überresten von Klöstern. Nach 25 km kamen wir um 18 Uhr auf der Hochebene Hostellerie St. Baume an, zu der nur eine winzige Straße führte. Hier lebten Dominikanermönche, die uns zunächst beim Essen zuschauten bzw. uns bedienten und dann erst selbst aßen. Was für eine Bescheidenheit und Selbstlosigkeit. Diese Einsamkeit der Ebene auf 700 m Höhe gefiel uns, auch dass die Mönche sich hier komplett selbst versorgen konnten (hinter dem Kloster wurde Verschiedenes angebaut). Es bot sich uns ein wunderbarer Anblick einer in Richtung Süden hervorragenden 1000 m Felswand, die wir am nächsten Morgen besteigen sollten.

Fr, 10. Juli

Der Aufstieg zur Grotte M. Magdalenas gestaltete sich für mich schwieriger durch die wieder stärker schmerzende Achillesferse. Dafür war der Ausblick an der Grotte kurz vor der Spitze des Grates schon genial. Hier wohnt für eine Zeit lang, so erkundigten wir uns, nur jeweils ein Mönch, vielleicht um die Stille zu suchen. Dann auf dem Chaine de la Ste Baume angekommen, bot sich uns ein Rundumblick – das erste Mal im Urlaub sahen wir das Meer. Eine starke Sehnsucht nach Erreichen unseres Zieles überkam mich. Ab jetzt begegnete uns auf dem gesamten Grat niemand mehr. Teilweise bei nur 5 m breitem Pfad und steil abfallenden Felswänden, starkem Wind (der mich einmal fast umhaute), Wolken und etwa 12° gelangten wir nach 2,5 h in die Nähe einer Sternwarte, die den Schluss dieser riesigen Felseninsel bildet. Unser GR 9 ging jetzt links vom Grat ab – der Abstieg begann in den uns bereits bekannten ausgetrockneten Bachbetten. Das Wetter auf der Südseite war sogleich wieder sonnig und warm – das Mittelmeerklima hatte uns zurück. Nach 9 Stunden kamen wir vor dem Mittelmeerort Ceyreste zum Stehen – wir konnten nicht mehr. Dafür trampten wir dann zu einem Campingplatz im Ort, auf dem wir ohne Zelt und ich ohne Schlafsack, aber dafür mit Poncho bedeckt, nächtigten. Interessant, dass dies so ging und auch das wir es doch wieder taten. Und es lohnte sich, denn der Mistral flaute langsam ab, auch keine Mücken störten uns.

Sa, 11. Juli

In La Ciotat waren wir wohl 90 min in einem Callcenter, riefen (fast) alle Herbergs-Nummern an, die uns in die Finger kamen, um die restlichen Unterkünfte klarzumachen. Die letzten Übernachtungen waren gerettet, doch für die beiden kommenden Nächte wurde uns eine Herberge empfohlen, zu der wir aufbrachen, es sie aber faktisch nicht (mehr) gab. Wir stärkten uns zunächst im Carrefour mit Baguette und Ziegenkäse und wanderten im Ort ohne Ziel umher, bis wir meinten, an den Rand der Stadt zu gehen, um dort etwas zum Schlafen zu finden. Unsere Niedergeschlagenheit verwandelte sich in Staunen, als wir, nachdem Pfadfinder uns ihres Camps verwiesen, eine tolle Anhöhe über der Stadt fanden, mit traumhaftem Blick auf das Meer. Hier gab’s nur Geschenke: Als wir ankamen hörte der Mistral, der es uns schon manchmal schwermachte, unseren Kocher zu entzünden, plötzlich auf und kam bis Ende des Urlaubs nicht mehr zurück. Die Wolken waren weg, ein Sternenhimmel der Extraklasse tat sich über uns auf, keine Mücken, nur große Ameisen, die uns nicht störten. Lange lag ich noch wach und genoss sie schönste Nacht meines bisherigen Lebens im Freien, weit draußen die Geräusche eines großen Schiffes hörend, welche in mir diese Sehnsucht nach Reisen und Welterkundung entfachten. Auch zwei Astronomen, die bei Einbruch der Dunkelheit ihre Gerätschaften 50 m neben uns aufbauten und ihrem Hobby bis weit nach Mitternacht nachgingen, taten der Atmosphäre irgendwie wohl und übertünchten einige schaurig schöne Vogel- und Hundeheulgeräusche. Alles in allem ein toller Ort zum Nächtigen.

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So, 12. Juli

La Ciotat verließen wir mit dem Bus und gelangten in den viel schöneren Ort Bandol. Dort orderten wir im „Office Tourisme“ auf einem Campingplatz ein Zelt und mit dieser Gewissheit, Unklarheiten über die letzte noch offene Nacht beseitigt zu haben, tranken wir einen hervorragenden Kaffee. An dieser Stelle will ich erwähnen, dass es der erste Kaffee war, der meinem Wunsch vollends entsprach. Ich bestellte regelmäßig mit „un grande cafe noir siwuple“ und bekam entweder einen 100 ml Espresso oder einen 200 ml Espresso, jetzt war da irgendwie mehr drin, was mich positiv überraschte. Danach wollten wir nur noch ins 23° warme Wasser. Bei 27° Luft und Schwüle ließen wir an der letzten Badebucht von Bandol den Staub an unseren Füßen los. Nachmittags ging es noch einmal 5 Km bergauf bis zum Campingplatz am Rand des Ortes, die Matratzen wurden im Zelt von Viehzeug befreit, den Zikaden wurde zugehört und dann wurde in den Schlaf gefallen.

Mo, 13. Juli

Unser letzter Aufenthaltsort war ein CVJM-Hostel in Sanary-sur-Mer. Die Unterkunft war neu eingerichtet und für unsere verstaubten Glieder wie der Himmel, vor allem das Bett. Es gab nicht nur einen Tennisplatz, auf dem wir öfters uns die Bälle um die Ohren schlugen (unfassbare Ballwechsel mit Punktgewinn für Tommy), nicht nur die Gelegenheit zum Boule, sondern auch jeden Abend ein 4-Gänge-Menü, welches sich gewaschen hatte. Zuerst Nudelsalat, dann den Hauptgang Fisch bzw. Hähnchen mit Beilage, dann eine Käseplatte, auf die am Schluss eine Schokorolle bzw. andere Süssigkeiten folgten – und das alles für den sensationellen Halbpensionspreis von 44 € pro Person. Dies alles begleitet von einer Flasche lecker Rotwein für uns zwei. Und das vier Abende hintereinander. In diesem sauberen, wirklich einladenden Badeort wurden wir am felsigen kleinen Strand von klarem Wasser aber auch von bösen Quallen überrascht. Tommy hatte einen ganzen Tag lang Schmerzen am Hals äh ich meine am Arm wegen eines solchen rötlich aussehenden, doch schlecht im Wasser zu erkennenden Tieres. Wir wussten jetzt auch warum viele französische Einheimische mit einem Eimer und Taucherbrille ins kühle Nass eintauchten – nämlich um die Quälgeister zu entwenden und sie im Sand zu deren Ungunsten verrecken zu lassen. Um mal ein Fazit zum Strand zu sagen: Wellen gibt es dort nur wenige und oft weht der Wind einem den Sand ins Gesicht. Rechts von Marseille aus mischen sich Flach- und Steilküsten. Letztere kommen von den bis ans Meer reichenden Hügeln und Mittelgebirgen. Dort wo es flach ist, wurde der qualitativ eher minderwertige Sand importiert. Die eher kleineren, aber vielen Strände waren in unseren Tagen überfüllt. Auch die Quallen können einem den Spass verderben. Große dunkle Algenbänke gibt es. Dafür sieht man auch mal einen Tintenfisch oder schöne Fische, das Wasser ist erfrischend kühl und klar, zum Tauchen spitze, die Sonne heiß, wenig Wolken, wenig Regen.

Di/Mi/Do, 14./15./16. Juli

Der Feiertag Frankreichs sollte auch uns erfreuen, nicht nur wegen den 34° Tagestemperatur. Abends fand dazu ein großes Fest in der Stadt statt. Kein einziger mit einer Bier- oder Weinflasche war zu sehen – außer uns beiden. Wir hatten den Wein des Abendessens nicht ganz geschafft und schleppten ihn nun mit. Wir kamen uns richtig komisch vor damit, denn die Franzosen, zumindest unser Eindruck, trinken ihr Glas Wein im Restaurant bzw. gediegen, aber nicht, um auf der Straße ins Koma zu fallen. Das imponierte uns. Nicht einmal hörten wir Worte wie „Fuck“. Auch gab es keine statischen Verkaufsstände, sondern es wurde aktiv von den jeweiligen Zünften gemalt, getöpfert, fotografiert usw. Auch fiel uns der lockere Umgang der Menschen mit ihren Fortbewegungsmitteln auf. Die Kinder fuhren auf dem Fest sehr schnell Autoscooter und die Jugend nahm auf lauten und extrem getunten Mofas und Motorrädern Platz. Einige Male waren wir erstaunt mit welch hoher Geschwindigkeit die Jungs da lang rasten, ohne dass etwas passierte.

Fr, 17. Juli

Der Tag der Abfahrt kam schneller als erhofft und nun ging es nach Abschiedsfotos mit der immer freundlichen, hilfsbereiten und gut deutschsprechenden Hostel-Verwalterin Frau Seidenbacher zuerst zum Bahnhof Sanary. Dazu wurde extra für uns und for free ein Kleinbus organisiert. Die Franzosen sind übrigens nicht nur hilfsbereit, sondern auch die schönsten Frauen trafen wir dort. Südländisches Flair ja, aber auf eine smartere Art und Weise als in anderen Mittelmeerländern, also z.B. ruhigeres und gelasseneres Reden, der Hauttyp braun, doch etwas heller – auf jeden Fall ganz nach unserem Geschmack. Wir fuhren also mit dem Zug nach Montpellier. Dann noch mal Luft anhalten: Bei einem Sturm knickte ein 7-8 m hoher, größerer Baum auf die Straße, unser Flughafen-Ryan-Air-Busfahrer konnte gerade noch ausweichen. Sobald der Bus den Baum passiert hatte, stürzte dieser ganz um – wir hörten noch die Vollbremsungen der nachfolgenden Autos. Dann mussten wir noch 40 € pro Person vor dem Flug zuzahlen, weil wir den Passagierschein vergaßen selbst auszudrucken, aber das nur am Rande. Jedenfalls weiß auch Ryan Air, wo Geld herzubekommen ist. Nach Mitternacht hatte uns Frankfurt wieder und die vielen Eindrücke dieser Reise gingen mir noch lange nach.

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Insgesamt will ich festhalten, dass die Franzosen mich in den wenigen Tagen gelehrt haben, dass Leben mehr zu genießen und zu leben. Sie nehmen sich für das Essen, Unternehmungen und Gemeinschaft mehr Zeit, lachen mehr, sind risikofreudiger und gleichzeitig hatte ich nie den Eindruck, dass sich dies negativ auf andere Bereiche auswirkt. Die Provence ist sehr sauber, die Häuser und Supermärkte geräumig und modern und die Straßen erstklassig, dank der Maut-Gebühr. Das Wandern machte in den verschiedenen Vegetationszonen Lust auf mehr. Die Wege sind nach Süden hin immer besser als GR ausgeschildert, doch zählen unsere (GR 42, 6, 9) wohl nicht zu den „befahrensten“. Alles in allem begegneten wir nur wenigen Leuten, was wohl an der Jahreszeit hing. Wir würden das nächste Mal auch nicht mehr in den (doch zu) heißen Sommermonaten Juni, Juli, August dorthin gehen, dass wissen jetzt auch. Ein Moskitonetz darf das nächste Mal nicht fehlen.

Und zu guter Letzt eine im Urlaub gewonnene Weisheit: Wer Kontrolle aufgibt, erlebt auch was.

Weitere Informationen:

Bildquellen: © Alle  von Thomas Zipf privat außer Lavendelfeld von Andreas Karelias, istockphoto.com

2 Gedanken zu „Provence – Côte d’Azur – Wanderurlaub“

  1. Sehr schöner Bericht und zum Thema Quallen kann ich nur sagen dass man sich recht leicht mit nem superleichten Anzug schützen kann und aus Australien kommt. Stingersuit, nicht mal teuer,
    Grüße und einen schönen Urlaub (wer hat 🙂 )
    Norman

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