Interview mit Fotograf Hermann Erber

Hermann, Dein spektakuläres Foto von Albert Leichtfried und Markus Bendler neben einem kollabierenden Eisfall in Japan ging um die Welt. Wie war die Situation für Dich, was ging Dir in diesem Moment durch den Kopf?
In so einem Moment bleibt keine Zeit zum Denken, da alles so schnell geht. Durch die Entfernung verzögert sich auch das Donnern. Es wirkte daher eher surreal. Erst wenn alles vorbei ist, registriert man was passiert ist bzw. was passieren hätte können – und dann kommt der Adrenalinschub.

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Wie wird man Outdoor-Fotograf? War das schon immer Dein Wunsch?
Kamera mitnehmen und sich von ihr leiten lassen ist wohl das Beste, was man tun kann. Mein Wunsch? Nein, war es nicht, ich habe einfach das gemacht, was mir gefallen hat und das war eben draußen sein, Klettern und Bergsteigen.

Worauf kommt es, neben dem richtigen Equipment, bei der Outdoorfotografie an?
So einfach wie möglich und schnell zur Hand. Es ist eine schwierige Kombination. Und die besten Bilder entstehen meistens dann, wenn man selbst nicht mehr kann.

Der Blick für den besonderen Moment oder das einzigartige Detail – kann man das erlernen?
Ja, natürlich. Kreativität kann man auch zu einem gewissen Teil erlernen. Es steckt in jedem und bei jeder Person ist es anders; daher wird es für jeden immer wieder etwas Neues, Interessantes geben.

Wie hat sich die Outdoorfotografie in den letzten Jahren verändert?
Die Möglichkeiten sind so unerschöpflich, dass es schwierig ist, das richtige herauszufiltern. Es ist eine Entwicklung, die an Plakativität kaum mehr zu übertreffen ist – aber auch eine Entwicklung, die das Einfache, Künstlerische zeigt… Das digitale Zeitalter hat sicher viel verändert, aber eben auch viele Möglichkeiten geschaffen. Es ist schneller und einfacher geworden. Davon zu leben ist aber sicher schwieriger geworden.

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Hermann, Du hast einige der spektakulärsten Kletterbilder gemacht: Kannst Du uns erklären, wie solche Bilder zustande kommen? Musst Du dafür den ganzen Tag in der Wand biwakieren? Und wie bringst Du Dein Equipment „nach oben“?
Für ein paar meiner uninteressantesten Bilder musste ich Seillängen klettern und jümern, stundenlang im Gurt hängen und viele Höhenmeter auf- und absteigen. Dafür sind einige meiner „besten“ Bilder so entstanden, dass ich hinspazieren konnte und während des Fotografierens Tee trinken und gemütlich in der Sonne eine Zigarette rauchen konnte. Über den Aufwand nachzudenken, wäre in meinem Fall ein Schritt zurück und ich hätte viele Bilder, die mir wichtig sind, nicht gemacht.

Was wärst Du (beruflich), wenn Du kein Fotograf geworden wärst?
Musiker

Gab es in Deiner Laufbahn schon mal einen Moment, in dem Du am liebsten alles hingeschmissen hättest?
Ich habe mich in den letzten Jahren von der „Outdoorfotografie“ bzw. dem Klettern und Bergsteigen stark zurückgezogen. Nach dem Tod von Harald Berger merkte ich, was man alles versäumen kann auf dieser Welt. Es gibt so viele Möglichkeiten, gerade mit dem Medium Fotografie, dass man nicht unbedingt Kletterer oder Bergsteiger fotografieren muss. Aber für mich ist das Bergsteigen und das Klettern nach wie vor eine faszinierende Möglichkeit, sich von der restlichen Welt auszuklinken. Ich kann mir gut vorstellen, auf diesen Weg in einer anderen Form zurückzufinden.

Was tust Du, wenn Du mal nicht fotografierst?
Musizieren

Was inspiriert Dich?
Menschen und meine Umgebung

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Portfolio & Kontakt Hermann Erber @ http://www.outdoor-foto.at/

Alle Bilder © Hermann Erber

2 Gedanken zu „Interview mit Fotograf Hermann Erber“

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