Klettersteig – Ausrüstung – Grundlagen

Klettersteige sind abgesicherte Kletterwege, die sich meist an natürlichen Felswänden befinden. Die Sicherung geschieht einerseits durch die eigene Ausrüstung (Klettersteigset) und wird durch die am Felsen bereits vorhandene ergänzt (Eisenleiter, Eisenstifte, Klammern, Stahlseile).
Klettersteige entstanden ursprünglich aus gesicherten Wirtschaftswegen und später aus Militärischen Zugangswegen u.a. in Südtirol. Durch das wachsende Interesse bei Bergwanderern und Kletteranfängern diese Routen zu begehen entstand das moderne Klettersteiggehen. Dieses unterscheidet sich vor allem durch die Ausgesetztheit und erhöhte Schwierigkeit von den ursprünglichen Steigen. Heute werden Klettersteige oftmals als touristische Attraktion eingerichtet (Beispiel: Bad Hindelang/Oberjoch). Inzwischen hat sich der Klettersteig zu einem eigenständigen Schauplatz entwickelt, woraus die Disziplin der Klettersteig-Begehung hervorgegangen ist.

Wem die echte Kletterei in höheren Schwierigkeitsgraden – aus welchen Gründen auch immer – verschlossen ist, wer aber trotzdem jene Faszination genießen will, die nun einmal von senkrechten Wänden, von Türmen, Graten und Kaminen ausgeht, dem vermitteln Klettersteige eine oft ungeahnte und beglückende Möglichkeit, körperliche und seelische Leistungen mit höchstem Landschaftsgenuß zu verbinden und dabei bedrückende Belastungen und Risiken weitgehend auszuschalten. Paul Werner im Vorwort zu Klettersteige – Bayer, Vorarlberg, Tirol, Salzburg – Bergverlag Rother

Klettersteig- Notwendige Ausrüstung

Je nach Beschaffenheit und Lage des Klettersteiges sollte man die Grundausrüstung eines Bergsportlers niemals außer Acht lassen und mit entsprechender ausgerüstet sein. Also wetterfeste Kleidung, feste Bergschuhe, Kletterhelm, Sonnenschutz (Hut/Mütze, Sonnenbrille, Sonnencreme), evtl. Biwaksack und ausreichend Verpflegung / Wasser.

Anseilgurt

Ideal ist ein Hüftsitzgurt in Kombination mit einem Brustgurt. Der Brustgurt ist notwendig wenn mit einem Rucksack geklettert wird, da hier der Körperschwerpunkt deutlich nach oben wandert und die Gefahr eines Herausdrehens besteht. Alternativ kann auch ein Kombigurt verwendet werden der Brust- und Sitzgurt vereint.

Klettersteig Set bestehend aus

  • Zwei Klettersteig Karabiner
  • Zwei ca. 60 cm lange Seile oder Gurtbänder
  • Klettersteig Bremse (dynamisch Bremsplatte oder Bandfalldämpfer)
  • Einbindeschlinge

klettersteigset-black-diamondDie Karabiner sind auf Grund ihres automatischen Verschlusssystems sehr wichtig, was durch einen hohen Bruchlastwert ergänzt wird. Die Bremse ist wohl der notwendigste Teil einer Klettersteig Ausrüstung, da hiermit die Sturzkräfte reduziert werden, was die Verletzungswahrscheinlichkeit herabmindert und zum anderen das Material. Ferner sind solche Arten von Bremsen mit einer dynamischen Funktion versehen, stoppen also nicht plötzlich, sondern wirken leicht federnd. Moderne Klettersteig-Sets werden nur komplett angeboten und alle Teile sind fest miteinander verbunden.

Klettersteig Handschuhe

Vom Aussehen kaum von Fahrradhandschuhen zu unterscheiden, bieten Klettersteighandschuhe jedoch einen besseren Schutz vor Handverletzungen oder Blasen. Klettersteighandschuhe sind in der Regel mit stabilem Leder gefertigt und weisen eine durchaus komfortable Polsterung auf. Im Zweifelsfall genügen auch qualitativ hochwertige Fahrradhandschuhe.

Steinschlaghelm

Unabhängig davon, ob man am Klettersteig oder an einer Wand klettert, sollte immer ein robuster Kletterhelm getragen werden. Besonders am Klettersteig sollte der Helm die Kraft eines herabstürzenden Steines abfangen können. Steinschlag besteht ins Besondere auf stark frequentierten Klettersteigen oder aber auch bei Wetterumschwung.

Klettersteigschuhe

Klettersteigschuhe besitzen eine speziell gearbeitete Sohle mit einer sehr griffigen Gummimischung. Diese Mischung in Verbindung mit dem enorm stabilen Sohlenrand bietet genügend Halt auf langen Klettersteig Touren. Diese Schuhe Zeichen sich durch eine absolute Trittfestigkeit und Kantenstabilität aus und sind meist auch für Steigeisen geeignet.

Anforderungen an Körper und Material, Schwierigkeitsgrade

Ein Hinweis vorneweg:
Bei Gewittern oder ähnlich schwierigen Wetterbedingungen sollte man eine Klettersteigtour lieber verschieben, da es bereits mehrfach zu Blitzeinschlägen gekommen ist, die von den metallischen Sicherungselementen angezogen wurden!

Körper und Material

Die Anforderungen an Körper und Material sind von Klettersteig zu Klettersteig sehr unterschiedlich. Allgemein gilt, wer einen Klettersteig besteigt, sollte konditionell sehr fit sein und sowohl gut trainierte Arme als auch Beine haben, da hier je nach Schwierigkeitsgrad sehr viel Kraft und Ausdauer abverlangt wird. Da das Material einem ständigen und hohen Verschleiß ausgesetzt ist, sollte vor und nach jeder Begehung ein allgemeiner Check auf Funktionsfähigkeit und Verschleiß vorgenommen werden.

Schwierigkeitsgrade

Wichtig ist, sich zunächst an Routenbeschreibungen und Schwierigkeitsgraden zu orientieren. Zum einen existiert hierzu die „Hüsler-Skala“, eine in Worten dargestellte Schwierigkeitsbeschreibung von „wenig schwierig“ bis zu „extrem schwierig“.

Zum anderen gibt es eine in Buchstaben dargestellte Übersicht von A bis E. Bei A beginnt die Anfängerstufe (wenig schwierig) und reicht bis zu E (extrem schwierig). Innerhalb dieser Aufzählung sind Zusatzinformationen vorhanden, die zum Beispiel auf die nötigen Kräfte des Kletterers in Fingern, Armen und Beinen eingehen. Daher macht es Sinn, sich an beiden Übersichten zu orientieren, um die Bedingungen des jeweiligen Klettersteiges bereits vorher gut zu kennen.
Andere wichtige Faktoren, auf welche besonders geachtet werden sollte, sind die gesamte Gehzeit, der jeweilige Höhenunterschied, welcher zu überwinden ist und die Zustiegszeit.

Beliebte Klettersteiggebiete und die aufkommende Popularität

Brett ZugspitzeDie Begehung eines Klettersteiges, welcher im Italienischen und zunehmend auch im Deutschen „via ferrata“ (Eisenweg) genannt wird, hat sich zu einem beliebten Sport entwickelt. Besonders als Familienerlebnis erfreuen sich zahlreiche Klettersteige mit niedriger Schwierigkeitsstufe sehr hoher Beliebtheit. Ferner locken sie zunehmend Kletter-Interessierte an, die nach einem Versuch am Klettersteig meist zu Sportkletterern werden.

Die derzeit beliebtesten Klettersteig-Gebiete in Europa sind etwa der Alpspitze Klettersteig, der Watzmann Klettersteig, der Wilde Kaiser und die Dolomiten im Allgemeinen. Besonders in den Dolomiten sind zahlreiche Familien zu finden, die im Familienurlaub einen kleinen Abstecher auf einen Klettersteig unternehmen. Außerdem sind in den letzten Jahren vermehrt sehr sportliche Klettersteige hinzugekommen, die ohne Probleme an einem Vormittag zu durchsteigen sind aber einiges an Können und Kraft abverlangen (Beispiel: Vorderer Tajakopf – Mieminger Kette).

Weiterführende Informationen zu Klettersteigen gibt es bei Wikipedia unter Klettersteig, eine sehr große Klettersteig-Datenbank mit mehr als 1600 Klettersteigen gibt es bei klettersteig.de oder via-ferrata.de.

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Fotos: © Black Diamond – doingx, Sven Jungnickel / Fotolia.com

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