Korsika GR20 Wandern

Der GR 20 ist einer der berühmtesten und anspruchsvollsten Weitwanderwege in ganz Europa. Er befindet sich auf der französischen Insel Korsika und verbindet die beiden Orte Calenzana und Conca. Als Wanderer hat man nicht nur mehr als 170 km in der Länge, sondern auch annähernd 10.000 Höhenmeter in Auf- und Abstiegen zu überwinden. Der größte Teil des Weges führt über den Bergrücken des korsischen Hochgebirges auf einer Höhe zwischen 1.000 m ü. NN und 2.200 m ü. NN. Da der Großteil des Weges fernab jeglicher Zivilisation verläuft ist eine gute Kondition plus ein wenig Kletter- und Wandererfahrung mit Sicherheit nicht verkehrt. Zudem sollte der Weg von relativ unerfahrenen Wanderern auf jeden Fall nur in den Saisonmonaten Juni bis Oktober in Angriff genommen werden, da zum einen der komplette Weg in dieser Zeit vollständig eis- und schneefrei ist und zum anderen die Verpflegung mit Lebensmitteln in den Refuges auch nur in dieser Zeit gewährleistet ist. Wem das egal ist und bereit ist die kompletten Lebensmittel während der Wandertour bei sich in seinem Rucksack mitzuführen – früher mussten die Wanderer ja immerhin auch ihre kompletten Vorräte mit sich führen – wird bei völliger Einsamkeit mit einer grandiosen Naturlandschaft belohnt. Wir sind den bequemen Weg gegangen und haben uns für den Saisonmonat September entscheiden. Aber selbst uns Saisonwanderern begegnen während der Tour kaum Menschen – mal abgesehen von ein paar anderen Wanderern –, da der GR 20 um fast alle Bergorte weiträumig herumführt.

Vor Antritt der Tour gilt es die passende Ausrüstung auszuwählen und mitzunehmen. Wie bereits beschrieben führt der Weg meist mitten durch die Natur ohne jegliches Anzeichen für Zivilisation, so dass auf jeden Fall die übliche Outdoor Equipment mit Erste-Hilfe-Ausrüstung, Gaskocher, Biwaksack und Ähnlichem mitgeführt werden sollte. Zudem ist der Weg derweilen mit Kletterpassagen ausgestattet, die nicht ohne passendes Schuhwerk (hochgeschlossene Wanderstiefel) angegangen werden sollten. Unter gewichtsoptimalen Gesichtspunkten und unter Berücksichtigung des Streckenprofils sollte die komplette Ausrüstung keinesfalls mehr als 20 kg wiegen.

Die Anreise nach Korsika kann bequem per Auto, Zug (jeweils plus Fährfahrt) oder mit dem Flugzeug erfolgen. Aus zeitlichen Gründen haben wir uns für die Anreise mit dem Flugzeug entschieden. Von Deutschland aus gehen Flüge direkt auf Korsika nach Bastia. Von Bastia aus konnten wir uns mit dem Bus direkt nach Calenzana zum Startpunkt unserer Tour fahren lassen. Der GR 20 wird durch einen weißen und einen roten Streifen gekennzeichnet, die wahlweise auf Felsen oder meist gut sichtbar an Bäumen aufgemalt worden sind. An manchen Stellen stehen auch Steinmännchen als Wegweiser.

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Seit Mai 2009 müssen alle Wanderer mit Übernachtungswunsch in einem der Refuges oder in einem der Mietzelte (Bivoucas) diesen in Form einer schriftlichen Reservierung anmelden. Wer in seinem eigenen Zelt schlafen möchte, braucht sich weiterhin nicht anmelden. Um Gepäck zu sparen haben wir uns entschieden von den Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort Gebrauch zu machen. Die meisten Refuges waren sehr idyllisch gelegen und einige davon waren sogar echt gemütlich und hygienisch einwandfrei. Leider hatten wir nicht immer so viel Glück mit unseren Zimmerkollegen, weil auf jedem Mehrbettzimmer fast immer ein übler Schnarcher dabei war. Dafür war der Preis von meist etwa 10 Euro pro Übernachtung aber auch mehr als in Ordnung. Natürlich muss man auf so einer Tour auf allen erdenklichen Komfort verzichten. Aber das gehört natürlich auch zum Charme des Weges, dass man für kurze Zeit allen Sorgen und Nöten der Zivilisation entkommen und eins mit der Natur werden kann.

Die Tour selbst ist von durchschnittlich trainierten Wanderern wie auch ich einer bin in etwa 15 Tagen zu meistern. Um den entspannten Teil des GR 20 am Ende der Wanderung genießen zu können sind wir den Weg von Calenzana im Norden nach Conca im Süden gelaufen. Einige Wanderer bevorzugen den angenehmeren Part zu Beginn, um der anfangs meist schlechteren Kondition gerecht zu werden. Glücklicherweise ist die Verpflegung mit Lebensmitteln über die Jahre deutlich besser geworden. Mittlerweile bieten alle Refuges zumindest in der Saison durchgehend Vollverpflegung mit Getränken und warmen Mahlzeiten an. Wir haben uns an die zahlreichen Tipps und Hinweise aus diversen Erfahrungsberichten gehalten und die Tour in 15 Etappen aufgeteilt und uns immer mit ausreichend Lebensmitteln und Getränken für jede einzelne Etappe versorgt. Ein kleines Manko unserer Tour war die jeweils unterschiedliche physische Konstitution von uns Dreien, so dass wir am Ende die Etappen teilweise alleine gegangen sind und uns abends in den Refuges getroffen haben. Nach Beendigung der 15. Etappe waren wir zwar körperlich allesamt am Ende, aber die Genugtuung, das wir diese wirklich anspruchsvolle Strecke gemeistert haben und die atemberaubende Landschaft haben die körperlichen Strapazen mehr als ausgeglichen.

Literatur *

Foto: Dean Moriarty – Fotolia.com

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