Der Jakobsweg – Pilgern mehr als ein Trend

Der Pilgerpfad zum Grab des Apostels Jakobus in der spanischen Ortschaft Santiago de Compostela wird als Jakobsweg bezeichnet. Das Grab des Apostels gilt bereits seit dem Mittelalter als wichtigstes christliches Pilgerziel neben Rom und Jerusalem. Seit den 1970er Jahren hat die Pilgerschaft auf dem Jakobsweg einen enormen Aufschwung erlebt. Der Jakobsweg  (galicisch: Camiño de Santiago, portugisisch: Caminho de Santiago, spanisch: Camino de Santiago, französisch: Chemin de St. Jacques) erfreut sich nicht erst seit Hape Kerkelings BestsellerIch bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg“ großer Beliebtheit. Seit dem Erscheinen des Buches ist das Pilgern allerdings auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Das Buch über Kerkelings Erlebnisse auf dem Jakobsweg war das meistverkaufte Werk des Jahres 2006. Nach der Veröffentlichung kam es zu einem wahren Ansturm auf den Jakobsweg, immer mehr Deutsche entschieden sich für eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Mittlerweile sind auch zahlreiche Pilger aus dem englischsprachigen Raum von der übersetzten Variante des Bestsellers zu einer Reise auf dem Jakobsweg inspiriert wurden.

Der Pilgerausweis

Um offiziell als Pilger anerkannt zu werden, muss man mindestens die letzten 100 Kilometer nach Santiago de Compostela zu Fuß oder aber die letzten 200 Kilometer zu Pferd beziehungsweise per Fahrrad zurückgelegt haben. Die zurückgelegte Strecke wird durch Stempel in einem Pilgerausweis (Credencial del Peregrino) beglaubigt. Der Pilgerausweis stellt ein unverzichtbares Utensil dar, welches in jedem Fall rechtzeitig vor dem Aufbruch der Pilgerreise besorgt werden sollte. Da immer mehr Touristen versuchen, sich eine Compostela zu erschleichen, werden die Stempel momentan streng kontrolliert. Mittlerweile ist es notwendig, innerhalb von Galicien zwei Stempel vorzuweisen. Ein Stempel pro Tag wird nur dann benötigt, wenn die Pilgerreise außerhalb von Galicien begonnen wurde. Für die Ausstellung des Pilgerausweises benötigt das Pilgerbüro den Namen, die Adresse und die Personalausweisnummer des Pilgers. Zudem werden auch der Startort und die Angabe, ob man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf dem Pferd nach Santiago de Compostela pilgert. Der Pilgerausweis berechtigt gleichzeitig zur Nutzung der kostengünstigen Pilgerherbergen entlang des Jakobsweges. Am Ziel in Santiago de Compostela erhält schließlich jeder Pilger die Compostela, welche besonders in Spanien sowie in Frankreich zunehmend zu den Bewerbungsunterlagen beigelegt wird und den Pilgern soziales und spirituelles Verhalten attestiert.

Camino Francés

Den Hauptteil des Jakobsweges bildet der Camino Francés, der bereits im Mittelalter eine Hauptverkehrsachse im Norden Spaniens darstellte. Gleichzeitig werden aber auch die Wege, die von überall in Europa nach Santiago de Compostela führen, ebenfalls als Jakobswege bezeichnet. Fragt man in Spanien, wo denn der Jakobsweg eigentlich beginnt, so hört man in den meisten Fällen, dass der Pilgerweg bereits im eigenen Haus beginnt. Es handelt sich beim Camino Francés um den letzten noch bestehenden mittelalterlichen Pilgerweg innerhalb Europas. Der Camino Francés beginnt in den Pyrenäen und führt dann über Jaca, Pamplona, Estella, Burgos sowie León zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela. Den Camino Francés kann man an zwei verschiedenen Stellen beginnen, nämlich an den Pyrenäenpässen von Somport oder von Roncesvalle aus. Beginnt man den Jakobswegs an den Pyrenäenpässen von Somport, so führt der Weg über die Städte Jaca, Sangüesa, Monreal und Eunate. Die zweite Variante des Camino Francés dagegen führt über Pamplona. Beide Varianten des Weges vereinigen sich in Puente la Reina, ab dort gehen dann alle Pilger auf demselben Weg nach Santiago de Compostela. Die zurückzulegende Wegstrecke beträgt etwa 800 Kilometer, wobei sowohl schroffe Gebirgspfade als auch vielbefahrene Staatsstraßen zu begehen sind. Der Camino selber ist mit gelben Pfeilen markiert, die zu jeder Zeit eine hervorragende Orientierung bieten.  Die Entstehung des Camino Francés geht bis in das 11. Jahrhundert zurück und diese Geschichte spürt man mit jedem Schritt auf dem Weg. Das Ende des Jakobsweges markiert dann die so genannte Meile 0, welche sich unmittelbar auf dem Platz vor der Kathedrale in Santiago de Compostela befindet.  Das Erkennungszeichen der  Santiagopilger ist die Jakobsmuschel, meist wird sie deutlich erkennbar am Rucksack befestigt. Dabei dient das Symbol der Jakobsmuschel in ganz Europa auch zur Orientierung und Wegemarkierung.

Der Camino Francés besitzt für mich eine ganz besondere Ausstrahlung, die jeden Pilger schnell in ihren Bann zieht und hat mich persönlich vor allem aufgrund seiner wirklich einzigartigen Mischung aus Naturerlebnissen, historischen Bauwerken und Begegnungen mit anderen Pilgern begeistert. Ein besonderer Höhepunkt, der meiner persönlichen Pilgerreise die Krone aufgesetzt hat, ist die Pilgermesse in der Kathedrale von Santiago de Compostela. In der Regel findet die Pilgermesse täglich um 12 Uhr statt und bildet einen würdigen Abschluss der Reise auf dem Jakobsweg.

Wegmarkierung Jakobsweg

Wegemarkierung Jakobsweg

Vorbereitung und Ausrüstung

Eine Pilgerreise erfordert in jedem Fall eine genaue Vorbereitung. Zunächst sollte man die jeweiligen Tagesetappen gründlich und nicht zu ehrgeizig planen. Das Gewicht des gepackten Rucksacks sollte keinesfalls mehr als 10-15 Prozent des eigenen Körpergewichts überschreiten. Einen erfahrenen Pilger erkennt man an seinem geringen Gepäck. Die Zuteilung der Schlafplätze in den Herbergen entlang des Jakobsweges erfolgt nach dem Windhund-Prinzip, also nach der Reihenfolge der Ankunft im Refugio. Um einen Platz in der Herberge zu erhalten, benötigt man in jedem Fall einen gültigen Pilgerausweis. Die Hochsaison auf dem Jakobsweg liegt in den Monaten Juli sowie August. In diesen Zeitraum fallen auch die spanischen Schulferien und dementsprechend nutzen zahlreiche Spanier die Gelegenheit, den Jakobsweg zu begehen. Vor allem die Herbergen sind in den Sommermonaten ständig überlaufen, es findet ein regelrechter Wettlauf um die Schlafplätze statt. Mittlerweile meiden zahlreiche Pilger bewusst die Monate Juli und August. In den Wintermonaten sind einige Herbergen entlang des Weges allerdings auch komplett geschlossen. Zur Standardausrüstung auf dem Camino sollte in jedem Fall ein Schlafsack gehören, da nur die wenigsten Herbergen Decken anbieten. Inzwischen wird auch in nahezu allen Refugien ein festes Entgelt verlangt. Herbergen, die nur noch um Spenden bitten, sind sehr selten geworden. Zudem wird entweder in den Herbergen selber oder aber in einer naheliegenden Bar beziehungsweise einem Restaurant ein spezielles Pilgermenü angeboten. Da sich der Camino Francés in nahezu jedem Jahr geringfügig ändert, sollte jeder Pilger einen möglichst aktuellen Pilgerführer besitzen z.B. Der Jakobsweg – Ein praktischer Reiseführer für den Pilger (Partnerlink)

Seit seiner Entstehung vor mehr als 1000 Jahren hat der Jakobsweg Millionen von Menschen beeindruckt und inspiriert. Neben der christlichen Motivation pilgern viele Menschen oft auch nach einer Lebenskrise oder zwischen zwei Lebensabschnitten. Die Sinnsuche spielt bei den meisten Pilgern dabei die übergeordnete Rolle.  Die Gründe aus denen sich ein Mensch schließlich tatsächlich auf den Jakobsweg begibt sind in der Regel vielschichtig.  Mittlerweile finden sich auch immer mehr Menschen, für die der Jakobsweg in erster Linie eine sportliche Herausforderung darstellt.

Literaturempfehlung *

Bildquellen:  © Wegemarkierung, Markus Thomas Lienbacher – istockphoto.com

2 Gedanken zu „Der Jakobsweg – Pilgern mehr als ein Trend“

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